Während sich die Frauen zu einer Besprechung auf der Terrasse treffen, beginnt das Rasenmäherorchester sein Spiel. In Kaffeetassengeklapper und Dichterinnenworte bricht das Heimwerkerkonzert, steigert sich in stetem Crescendo bis ein erstes Fortissimo erklingt. Ergriffen lauschen die Zuhörerinnen wie die Lautstärke nach dem Wendepunkt am Zaun zurückgenommen wird und zum Mezzoforte hinab schwingt.
Im zweiten Satz erfüllt der Gleichtakt der Schneidemesser die Luft, getragen von sanftem Brummen der Automotoren im Hintergrund. Welch ungewöhnliche Komposition! Als Kontrapunkt jault eine Kreissäge, die Dynamik des Musikstücks steigert sich – Staunen erfasst das Publikum.
Fast unmerklich hebt der dritte Satz an. Ein Benzinrasenmäher besticht mit asynchronen Klängen, die ihn aus anfänglicher Atonalität herausführen. Jetzt spricht die Symphonie alle Sinne an: in den Gründuft des Grasschnitts mischt sich der Geruch von Benzin. Allerdings bleibt wenig Zeit, diesem olfaktorischen Erlebnis nachzuspüren. Mit der Intensität eines Rüttlers streben die Instrumente dem orgiastischen Höhepunkt zu.
Weder folgen der zu erwartende donnernde Applaus noch ein Augenblick respektvoller Stille. Stattdessen antworten – eine Sonderform des da capo – Rasenmähersolisten aus entfernten Gärten des gesamten Ortes. Bis in die Dämmerung beglückt vielfältiges Echo die Zuhörerschaft.
Längst haben die Frauen beschlossen, ihre Gartenlesung ausschließlich an einem Sonntag zu veranstalten.