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Kulinarische Mittagslesung

Ort:     Fürth, Café am Park, Moststr. 27

Zeit:   Donnerstag, 8. 2. 2018 von 12h30 bis 13h

Thema: von Winterende zu Fregattensommer

In dieser halben Stunde werde ich kürzere Texte lesen, die vom Schmelzen – im übertragenen Sinn – und vom heiterem Blick auf den Alltag (und das Altern) handeln.

Vorweihnachtszeit, globalisiert

Auf der Rückfahrt vom Mekong-Delta nach Saigon sitzen wir in einem viel zu heißen Bus. Als ich die Augen schließe, spulen sich Bilder der vergangen 24 Stunden ab: der breite Mekong auf dem reger Schiffsverkehr herrscht, ein schwimmender Markt, Großhändler, die Süßkartoffeln, Ananas, Kokosnüsse, Bananen, anbieten; Einzelhändler docken an, kleine Versorgungsboote machen mit einer Art Enterhaken fest,  Verkäufer rufen: „Nudelsuppe, Kaffee, Coca Cola“.

Ein Schwenk zu einem Markt am Ufer: ich bestaune die Pyramide aus braunen lebenden Fröschen, die Hühnerfüße, Fische und Krabben, die ungekühlt in der Hitze liegen. Einem Mopedfahrer, der sich durch die Gassen der Stände schlängelt, kann ich gerade noch ausweichen.

Das Restaurant am Fluss gestern Abend, der Blick auf die vorbeiziehenden Dschunken, das Hotelschiff, das gerade ablegt, die vollgestopfte Fähre, die kreuzt, ohne jemals die Bugklappe zu schließen. Und der Vollmond…

Laute Radiomusik schreckt mich aus meinen Bildern. “Jingle Bells“ beschallt den Bus, abgelöst von einem amerikanischen Weihnachtspotpourri. Warum lassen sich Ohren nicht verschließen?! Mein Blick geht nach draußen. Inzwischen schiebt sich unser Bus durch das Verkehrsgetümmel Saigons. Mopeds und Roller überschwemmen jede Straße, jede Kreuzung, jeden Kreisverkehr, selbst die Gehsteige. Plötzlich entdecke ich Plastikweihnachtsmänner an einem Einkaufszentrum. Auf irgendeine Weise haben die USA doch den Vietnamkrieg gewonnen haben.

Abends im Park  erneut „Jingle Bells“, noch lauter, noch schneller, dröhnt es aus Lautsprechern, die der Aerobic Gruppe mit einer Rock-Fassung des Weihnachtslieds einheizen. Sport, Schweiß und Glöckchen! Nicht nur die Hitze hält mich ab, mitzuturnen.

Als wir zwei Tage später morgens um 7 Uhr den Münchener Flughafen Richtung S-Bahn verlassen, reibe ich mir die Augen. Übermüdet vom 12-stündigen Nachtflug, damit beschäftigt den Temperaturunterschied von 25 Grad zu bewältigen, muss ich mich zurecht finden: beim Abflug war der Platz leer, jetzt besetzt ihn ein Weihnachtsmarkt; Weihnachtsbäume mit allzu großen roten Kugeln, überdimensionierten goldenen Schleifen, Schnee aus der Dose, Buden, die auf oberbayerisch machen. Und höre ich recht oder bilde ich es mir nur ein? An meinen Ohren zerrt „Jingle Bells“.

Lesung in Cadolzburg 23.11.2017

Petra Embacher und Ruth Lenz-Tichai

“Herbstlicher Flickenteppich”

Lyrik und Prosa

am    Do, 23.11.2017, 19h

in     Cadolzburg, Bücherei neben dem Rathaus

Lesereihe des AutorenVerband Franken in der VHS Cadolzburg

Eintritt: 5 Euro

Die Texte siedeln sich an zwischen Farbenrausch und Melancholie, sprechen von Zauber und Vergänglichkeit (dem Herbst des Lebens).

summertime

Mich aufs Fahrrad schwingen. Habe ich alles dabei?

Für den Hausschlüssel ist es eh zu spät. Vermutlich versteckt er sich ganz unten in meiner Bermuda-Dreieck-Tasche neben dem Handy. Vielleicht redet er gerade mit meinem silbernen Füller, den ich seit Wochen vermisse.

„Hej, passen Sie doch auf! Sie hätten mich fast umgefahren!“

Mein Herz pocht. „Entschuldigung.“

Jetzt aber auf die Strecke konzentrieren, Augen und Ohren auf, sonst passiert noch etwas. Wo wollte ich eigentlich hin? Einfach durch die Gegend fahren, die laue Luft genießen, das Grün an mir vorbeiziehen lassen.

Ich bin aufgebrochen, um bei mir anzukommen. Soll ich nun sagen: „mit 64 aber höchste Zeit“ oder „es ist nie zu spät.“

Wie auch immer, unterwegs sein fühlt sich gut an. Unterwegs sein, um bei mir anzukommen. Dieses Jahresprogramm habe ich gebucht.

Na denn, in die Pedale treten – und fast hätte ich es nicht gefunden, das Lied, das ich auf dem Erlanger Wiesengrund so gerne schmetterte: „Summertime and the living is easy…“

Blütenrausch Lyrik

Bei der Vernissage ” Farbfreiräume – vom Festen zum Schwebenden” von Sonja Grünbaum und Eberhard Lenz werde ich Gedichte vortragen, die zum Verweilen vor ausgesuchten Exponaten einladen.

Wann?         Do, 27.7.1017    um 18h

Wo?              Volksbücherei, Fronmüllerstr. 22, 90763 Fürth

selbstporträt

in meinem gehirn
wogt wiesenschaumkraut
hüpft springkrautsamen
durch die gedanken
hab vergessen
gedenkemein zu
pflücken suche
mir augentrost
schnuppere lilien
das schwert weg
berausche mich an
maiglöckchen
bimmeln meinem
winterschlaf ein ende
mit himmelschlüsseln
sperre ich die tür
zur höhle auf putze
mich mit löwen
zahn und warte
bis der mond in die
weit geöffneten seerosen
fällt

Vorweihnachtszeit, globalisiert

 

Auf der Rückfahrt vom Mekong-Delta nach Saigon sitzen wir in einem viel zu heißen Bus. Als ich die Augen schließe, spulen sich Bilder der vergangen 24 Stunden ab: der breite Mekong auf dem reger Schiffsverkehr herrscht, ein schwimmender Markt, Großhändler, die Süßkartoffeln, Ananas, Kürbisse, Kokosnüsse, Jackfrüchte, Bananen, Reis anbieten; Einzelhändler docken an, um Ware zu kaufen, die sie zu einem der zahlreichen Märkte am Ufer bringen, kleine Versorgungsboote machen mit einer Art Enterhaken fest, die Verkäufer rufen laut: „Nudelsuppe, Kaffee, Coca Cola“.

Ein Schwenk zu einem der Märkte an Land, den wir besucht haben: die Pyramide aus braunen lebenden Fröschen, die Hühnerfüße, Fische und Krabben, die ungekühlt in der Hitze liegen, Obst und Gemüsestände, winzige Garküchen mit Plastikhockern für die Gäste, Mopeds, die bis direkt vor die Ware fahren.

Ich sehe Obstgärten, Hängematten in kleinen Lokalen, grün eingewachsene Kanäle, den Familienbetrieb der 700kg Reisnudeln am Tag herstellt, mittags aufhören muss, damit die Reisfladen noch fünf Stunden trocknen können, bevor die Sonne untergeht.

Das Restaurant am Fluss gestern Abend, der Blick auf die vorbeiziehenden Dschunken, das Hotelschiff, das gerade ablegt, die vollgestopfte Fähre, die kreuzt, ohne jemals die Bugklappe zu schließen. Während die Lichtreklame eines Restaurantschiffes in der Ferne blinkt, geht der Mond auf, dieser Supervollmond, der auf der ganzen Welt bestaunt wird. Genau an diesem 14. November sitzen wir in Can To, lassen uns vom Mond und Mekong verzaubern….

 

Laute Radiomusik schreckt mich aus meinen Bildern. “Jingle Bells“ beschallt den Bus, abgelöst vom kompletten amerikanischen Weihnachtspotpourri. Warum lassen sich Ohren nicht verschließen?! Mein Blick geht nach außen. Inzwischen schiebt sich der Bus durch das Verkehrsgetümmel Saigons. Mopeds und Roller dominieren jede Straße, jede Kreuzung, jeden Kreisverkehr, selbst die Gehsteige. Plötzlich entdecke ich Plastikweihnachtsmänner an einem Einkaufszentrum. Mich beschleicht der Gedanke, dass auf irgendeine Weise die USA doch den Vietnamkrieg gewonnen haben.

 

Abends im Park begegnet mir „Jingle Bells“ erneut, noch lauter, noch schneller, dröhnt es aus Lautsprechern, die der Aerobic Gruppe mit einer Rock-Fassung des Weihnachtslieds einheizen. Sport, Schweiß und Glöckchen!

 

Als wir zwei Tage später morgens um 7 Uhr den Münchener Flughafen Richtung S-Bahn verlassen, reibe ich mir die Augen. Übermüdet vom 12-stündigen Nachtflug, damit beschäftigt den Temperaturunterschied von 25 Grad zu bewältigen, muss ich mich erst einmal zurecht finden: der vorher leere Platz ist jetzt von einem Weihnachtsmarkt besetzt, Weihnachtsbäume mit allzu großen roten Kugeln, überdimensionierten goldenen Schleifen, Glitzerschnee, Buden, die auf oberbayerisch machen. Und höre ich recht oder bilde ich es mir nur ein? An meinen Ohren zerrt „Jingle Bells“.

 

nach den Anschlägen in Paris

manchmal wünsche ich mir Tränen, Sturzbächen gleich

manchmal wünsche ich mir Kochtöpfe und Deckel, auf allen Plätzen der Welt Frauen, die Krach schlagen

manchmal wünsche ich mir Schreie der Empörung, die nicht verhallen

manchmal wünsche ich mir Schweigen, Innehalten, eigenen Unfrieden, eigene Gewalt zu erkennen

manchmal wünsche ich mir die Macht, UNSERE Söhne und Töchter zu stoppen, die unser aller Bewertungen in Sprengstoff und Gewehrkugeln umsetzen

manchmal wünsche ich mir die Gabe, Frieden zu säen, Gerechtigkeit zu pflanzen, Mitgefühl zu entfachen,

die wärmenden Feuer