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Rosenblatt und Nachtschatten – Lesung aus der Provinz

Rosenblatt und Nachtschatten – Lesung aus der Provinz

Eschenart lädt, am Sonntag, den 20.07.2014, zu einer Gartenlesung ein.
Wenn sich der Sommer in Richtung Höhepunkt bewegt, bietet sich der
Garten von Heike Liedtke als Oase an. Natur und Kunst geben sich ein
Stelldichein. Der passende Rahmen für drei Autorinnen, die mit eigenen
Texten erfreuen wollen, umrahmt von Harfe und Gesang.

Heike Liedtke schreibt in Eschenau und sogar auf ihrem Fahrrad. Brigitte
Rauh schreibt seit sie einen Stift halten kann, derzeit in
Unterlindelbach. Ruth Lenz-Tichai schreibt auf jedem Papierformat, aber
auch auf ihrem Laptop in Fürth.
Musikalische Umrahmung: Petra Zeilinger

Wir freuen uns Sie begrüßen zu dürfen
Sonntag, den 20.07.2014 um 11h
Kleingeschaidter Str. 13, 90542 Eckental, Ortsteil Eschenau

Bei unsicherer Wetterlage bitte nachfragen bei Ruth Lenz-Tichai, mobil  0178 1806870

Seniorita

Wie wäre es mit einem neuen Sprachgebrauch? Anstatt wie bisher alle älteren Menschen bei uns mit dem Begriff Senioren zu belegen, schlage ich eine charmante weibliche Form vor:

die SENIORITA gehört als Jungmitglied zur Generation 60 plus!

Ab wann ihr “Seniorita” zu jugendlich erscheint und sie sich selbst als SENIORA bezeichnen möchte, bleibt natürlich ihr überlassen.

 

Muttertagsbriefe

 

Ich bin sicher, dass meine erwachsenen Kinder den Blog nicht lesen. Frei kann ich also schreiben, was ich mir von ihnen wünsche und den Wunsch dann loslassen. Ein Luftballon, der aufsteigt, eine Seifenblase, die schillernd vom Wind weggetragen wird.

 

Bei uns wird der Muttertag nicht gefeiert. Von Anfang an habe ich beschlossen, diesen Tag zu ignorieren, der in Konsumterror und Verpflichtung ausgeartet ist. Ich hasste diesen Tag auch als Tochter, obwohl ich meine Mutter geliebt habe. Es war wohl der Zwang, mich einreihen zu sollen in die verordnete „ich-hab-dich-doch-so-lieb“-Haltung! Gerne habe ich meiner Mutter etwas geschenkt, wir beide lieb(t)en Blumen, gerne habe ich mich bedankt, aber nicht zum Muttertag, da war es mir Qual. Trotzdem habe ich das Spiel mitgespielt, um sie nicht zu verletzen. Meinen Kindern habe ich diese Verbiegungen nicht zumuten wollen. Deshalb habe ich propagiert, diesen Tag nicht nötig zu haben, bei uns sei jeden Tag Muttertag. Ich will nicht nur einmal im Jahr wahrgenommen werden.

Manchmal habe ich meinen Entschluss bereut. Eine Kollegin, die mir vor kurzem erzählte, sie macht mit anderen Frauen immer einen besonderen Ausflug – natürlich ohne Kinder! Oder die Bekannte, die von den Mandelsplittern schwärmte, die ihre jetzt 27-jährige Tochter ihr jedes Jahr selbst herstelle. Solche Aktionen hat mein kategorisches Nein also auch verhindert. Späte Erkenntnisse einer jung – Großmutter!

Jedenfalls habe ich einmal mehr bemerkt, dass ich durchaus neidisch – im Sinne von „auch haben möchte“ dorthin schiele, was ich womöglich hätte haben können…

 

Mein neuster Wunsch: meine Kinder könnten mir, jedes auf seine / ihre Weise, einen Brief darüber schreiben, was ich ihnen muttertagsmäßig erspart habe!

Einfalt

Ist es einfältig, an den Osterhasen zu glauben? An den, der die Eier bringt, versteckt und weiter hoppelt – mit einem großen Buckelkorb versteht sich!

Für uns als Kinder war es nicht einfältig, sondern herrlich. Wie schade, wenn wir den Kinderglauben aufgeben müssen, auch wenn wir zunächst gerne dazu bereit sind. Schließlich kommen wir uns erwachsen vor, wollen groß sein…

Mein Seufzer darüber kommt tief von innen. Ich war ein Kind, das in vielen Aspekten vernünftig sein musste und funktionieren, ja vor allem funktionieren. Vielleicht traure ich deswegen dem Kindsein manchmal etwas nach.

Zum Glück musste ich nicht beim Trauern stehen bleiben: mit unseren drei Kindern bin ich eingetaucht in die verschollen geglaubte Kinderwelt. Ich habe im Wald an den Baumwurzeln Zwergenhäuser gesehen. Das Christkind zog mich mit in seinen Bann und beinahe hätte ich vergessen, einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Schließlich bringt das Christkind den in unserer Familie. Die Aufregung am Ostermorgen über die Verstecke des Osterhasen! Ich habe mit gefiebert.

Und dann die Bären! Wir hatten ein solch intensives Bärenleben, dass ich es nicht aufgeben wollte, als die Kinder als Heranwachsende sich zu groß dafür fühlten. Mit 45 Jahren wünschte ich mir einen echten Teddybären zum Geburtstag, der unsere Sonntagsfrühstücke beglückte: sein Lieblingsfrühstück waren die Spitzen der Croissants. Was die Freunde, Freundinnen unserer Kinder wohl wirklich darüber dachten?

Zum Glück hat meine kindliche Seele immer wieder Nahrung bekommen, zum Glück hat sie durchgehalten. Denn jetzt haben wir Enkel und ich tauche erneut in die Magie ein.

Ich kann mich nur Astrid Lindgren anschließen, die meinte, dass in jedem von uns alle Altersstufen lebendig sind. Welche Vielfalt liegt doch in der Einfalt.

Ist es einfältig, an den Osterhasen zu glauben? An den, der die Eier bringt, versteckt und weiter hoppelt – mit einem großen Buckelkorb versteht sich!

Für uns als Kinder war es nicht einfältig, sondern herrlich. Wie schade, wenn wir den Kinderglauben aufgeben müssen, auch wenn wir zunächst gerne dazu bereit sind. Schließlich kommen wir uns erwachsen vor, wollen groß sein…

Mein Seufzer darüber kommt tief von innen. Ich war ein Kind, das in vielen Aspekten vernünftig sein musste und funktionieren, ja vor allem funktionieren. Vielleicht traure ich deswegen dem Kindsein manchmal etwas nach.

Zum Glück musste ich nicht beim Trauern stehen bleiben: mit unseren drei Kindern bin ich eingetaucht in die verschollen geglaubte Kinderwelt. Ich habe im Wald an den Baumwurzeln Zwergenhäuser gesehen. Das Christkind zog mich mit in seinen Bann und beinahe hätte ich vergessen, einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Schließlich bringt das Christkind den in unserer Familie. Die Aufregung am Ostermorgen über die Verstecke des Osterhasen! Ich habe mit gefiebert.

Und dann die Bären! Wir hatten ein solch intensives Bärenleben, dass ich es nicht aufgeben wollte, als die Kinder als Heranwachsende sich zu groß dafür fühlten. Mit 45 Jahren wünschte ich mir einen echten Teddybären zum Geburtstag, der unsere Sonntagsfrühstücke beglückte: sein Lieblingsfrühstück waren die Spitzen der Croissants. Was die Freunde, Freundinnen unserer Kinder wohl wirklich darüber dachten?

Zum Glück hat meine kindliche Seele immer wieder Nahrung bekommen, zum Glück hat sie durchgehalten. Denn jetzt haben wir Enkel und ich tauche erneut in die Magie ein.

Ich kann mich nur Astrid Lindgren anschließen, die meinte, dass in jedem von uns alle Altersstufen lebendig sind. Welche Vielfalt liegt doch in der Einfalt.

an den Atem

Immer wieder Gedankenwanderungen, spazieren in Zukunft und Vergangenheit, immer wieder zurückkehren zum Atem: Atem, du stabiles Gerüst, in deiner Bewegung, deinen Ebbe- und Flutwellen, deiner Umkehr beeindruckst du mich. Du bist ein verlässlicher Partner im Wandel der Gezeiten meines Lebens. Egal wohin ich rutsche oder hüpfe, du bleibst bei mir. Auch in die Narkose hast du mich begleitet und wieder heraus. In Schlaf und Traum begleitest du mich, gleichgültig ob ich in köstlichen oder angstbesetzten Gefilden weile. Ob ich deiner bewusst bin oder dich gar nicht bemerke, spielt keine Rolle für dich. Ich könnte mir sogar einbilden, ohne dich auszukommen, nur weil du so nah und selbstverständlich in mir lebst. Aber welche Hybris. Ohne dich bin ich verloren, ziemlich schnell sogar.

Wenn ich meditiere, leite ich mich immer wieder zu dir und erhalte die Chance, dir zu danken. Ich danke dir für dein Sein, ohne das ich nicht bin. Wir sind miteinander verwoben, du und ich. Wie kann ich dich nur gering schätzen. Hier lebt ein Stück bisher unbemerkter Körpermissachtung, schamvoll muss ich mir das eingestehen. Diese Schamfestung möchte ich überwinden oder besser noch abtragen. Du, lieber Atem, könntest mir dabei helfen: jede bewusste Atemwelle nimmt eine Mikroschicht des Walles mit sich. Übrig bleiben winzige Hügelketten, die an Sandformationen am Nordseeufer erinnern. Muster von Ebbe und Flut gebildet, Muster, die bereits von einer einzigen Welle ausgelöscht werden können. Mit dem nächsten Ausatmen verwischen sie.

Wann atmet das Meer ein und wann atmet es aus? Ein auslaufender Wellensaum – weist er auf Ein- oder Ausatmen des Ozeans hin, auf Ein- oder Ausatmen der Erde?  Ob ein Astronaut das sehen kann? Oder sind es eher die Hopis, die Maoris, die darüber Auskunft geben könnten und spüren, was wir längst vergessen haben?

Mögen der Erde Atem und Puls erhalten bleiben – der große Atem und der große Herzschlag.

Beitrag zum “Volksfeind”-Schreibwettbewerb

in mir

 

in mir

der volksfeind

möchte ein stück

urwald in jeder stadt

wünscht sich fußwege

breiter als strassen

immer grüne welle

für radfahrer

träumt von arbeitslagern

für illegale baumfäller für

raser stadtpanzerfahrer

dazu bußgelder in einen fonds

für asylanten

stellt sich vor

großzügige visaerteilung

nach transparenten und

erfüllbaren bedingungen

unser land für flüchtlinge

zu öffnen

trägt die vision von

umverteilung den armen

dieser erde das zurückgeben

was wir ihnen genommen

und täglich nehmen

 

der volksfreund in mir sagt

wir sind EIN volk

auf dieser einen erde

 

Lesung im Januar

Ich freue mich auf meine nächste Lesung im Café Lebenslust am 22.01.14 zur Mittagszeit. Unter der Ãœberschrift “Nicht nur Winterliches” werde ich eine halbe Stunde in der Reihe “Kulinarische MittagsLesungen” aus meinen Texten Kurzgeschichten, Gedichte und lyrische Prosa zum Besten geben. Wer dabei sein möchte, kann sich einen Platz reservieren (s. auch Menuepunkt Literarisches –Lesungen)

See oder Quelle?

See oder Quelle?

Das Foto, mit dem das Wort Schreibquelle unterlegt ist, stammt vom Blautopf in Blaubeuren. Still wie ein Spiegel beglücken die Oberfläche und die intensiven Farben. In der Tiefe dieses Sees, sprudelt tatsächlich eine Quelle, die auch das Flüsschen Blau speist.

Was außen sichtbar ist, weist nur ungenau auf das Innere hin. Diese Alltagserfahrung kennen wir. Kennen wir eigentlich die sprudelnde Schreibquelle in uns selbst? Wir schreiben zwar Briefe, Gedichte für festliche Anlässe, Tagebuch, Texte, die wir aus beruflichen Gründen oder in einem Ehrenamt verfassen. Oft verwehren wir diesen Alltagserfahrungen jedoch die Anerkennung. Manchmal bleibt uns die Schreibquelle, die uns nähren kann, völlig verborgen! Wir haben allen möglichen Schutt darüber gelagert, uns mit anderen “wichtigeren” Dingen beschäftigt und enthalten uns die eigene Kreativität vor. Auch wenn unser Leben ausgefüllt scheint, fehlt etwas…

Bis sich eines Tages die Sehnsucht nach dem Schreiben Bahn bricht und wir uns auf die Suche machen – nach Worten, die es auszudrücken gilt. Es spielt keine Rolle, ob wir mit einem Rinnsal beginnen oder einen Strom von Worten fließen lassen. Irgendwann erleben wir, dass nicht wir schreiben, sondern dass es aus uns schreibt. Unsere Aufgabe besteht darin, die Hand in die Quelle zu halten und es durch uns hindurch,  aus uns heraus schreiben zu lassen.

 

danken anstatt jammern

Ist das Novemberwetter nicht ideal, um in die eigene Schreibquelle zu tauchen? Draußen Wind und dicke Wolken, Regenschauer und Blätterwirbeln. Abtauchen ins Innere und Schätze bergen: anstatt sich damit abzugeben, wo wir uns zu kurz gekommen fühlen, können wir hinschauen, wofür wir dankbar sein können.
Sofort fällt mir ein, dass ich bisher keinen Verlag für meinen ersten Roman aufgetan habe. Jetzt nichts wie weg von Jammern und Lethargie! Schon purzeln Dankbarkeitssätze aufs Papier und der Füller bremst erst, als ich am Ende der fünften Seite angelangt bin: ich bin dankbar für die Lehrerin, die mir in der Grundschule das Schreiben beibrachte, für die Vision, Schriftstellerin zu werden, die mich noch heute mit innerer Freude erfüllt, für meine Lehrerinnen im kreativen Schreiben, für Kalliope, die Muse der Dichtkunst und Schönstimmigkeit, und für meine Rundbriefe, die einen abgebrochenen Familienkontakt wieder in Gang brachten. Dankbarkeit für Stifte und Papier, den PC, ein warmes, helles Zimmer und einen Schreibtisch gehören ebenso hierher, wie für meine Augen, die mir trotz mehrfacher Probleme ermöglichen zu lesen und zu schreiben.
Ob ich jetzt die wichtigsten Punkte erinnert und ausgewählt habe, spielt keine Rolle. Mich erfüllen Freude und Stimmigkeit, wenn ich ausdrücken kann, was in mir ist. Für diesen Schatz kann ich nicht genug danken.
Kann mein Erleben sogar andere anstecken? Nicht mit der Jammerbrille das eigene Leben betrachten, sondern aus einem Blickwinkel der Dankbarkeit!